
Auszug aus der Chronik von 1962
(von Heinz Schröder)
aus der Festschrift - Anlass des 25jährigen Bestehens 1962 – 1987 D S G E
Im April wird die Initiative zur Durchführung einer Maifeier mit, - Maibaumsetzen – aufgrund des Erfolges aus dem Jahre 1961 wieder erfasst. Hatten wir 1961 im Kuhstall von Fritz und Milly Klein gefeiert, so hatte in diesem Jahr der Fritz den Kartoffelkeller mit Beschlag belegt und in Kürze mit ehemaligen Pkw-Sitzen und sonstigem Inventar zu einem Raum umgewandelt, in dem man gemütlich sitzen konnte.
Hermann Rüberg schmückte am Montag, dem 30. April den Keller mit Maigrün und Luftballons aus. Um 18.00 Uhr hieß es: „Der Maibaum kommt!“ Walter Kaiser und Heinz Schröder trugen den Birkenbaum ins Dorf, assistiert von Heinz-Jürgen Kaiser, dem Söhnchen von Walter Kaiser.
Um 20.00 Uhr kamen die Männer und es wurde kurz der Ablauf des Abends beraten. Einige gingen nach Hause und revidierten die Kleiderschränke nach alten Krawatten, womit man keiner Frau mehr gefallen konnte. Kurz drauf schwankte ein seltenes Exemplar der Gattung der Maibäume am Telegrafenmast, gleich neben Millys Pflaumenbaum.
Dann ging’s los. Bei fröhlicher Geselligkeit verlebten wir schöne Stunden, bis auf einmal der Ruf erklang: „Der Maibaum ist weg“!
Alles raus und nachsehen war eins, - aber – er war weg! Erst am anderen Morgen entdeckte man ihn im Obsthof von Frackenpohls Karl. Wir wurden den Eindruck nicht los, dass unser Friseur, der Manfreds Jeschonek seine flinken Hände im Spiel hatte. Jedoch ganz geklärt wurde der Fall nie.
In dieser Maiennacht kam zum ersten Mal der Gedanke, in die sicher umnebelten Gehirne-, am anderen Morgen ein Fußballspiel Erbland gegen Schönenberg auszutragen. So geschah es denn auch!
Eine stattliche Zahl verkaterter Männer zog mit einem Plastikball am 1. Mai 1962 hinab zur Fussel. Es wurden 2 Tore abgesteckt und das erste Fußballspiel in der Geschichte der DSG nahm seinen Verlauf. Es gewann Erbland mit 2 : 1 Toren.
Das lag aber nur daran, dass in dieser Mannschaft mehr mit der Landwirtschaft verbundene Jungens kämpften, die mit den acker-ähnlichen Bodenverhältnissen besser zurecht kamen.
Aber der Gedanke war aufgenommen und so beschloss man, ab sofort jeden ersten Sonntag im Monat das Fußballspiel Erbland gegen Schönenberg/Schneppsiefen auszutragen, und zwar in Oberbantenberg.
Der Grund und Zweck dieser Spiele war Jedem klar: Etwas Körperertüchtigung und vor allem Zusammensein unter Menschen, die jenseits von Nörgelei und Muckertum standen.
In diesem Jahr 1962 wurde auch der Vorschlag aufgegriffen, eine Nikolausfeier für die Kinder zu veranstalten und die Erbländer stimmten zu. Die Familien in Erbland wurden aufgesucht und um einen Geldbeitrag für die Nikolaus-Tüten gebeten, keiner schloss sich aus.
Von dem gesammelten Geld wurden je zu 50% Süßigkeiten bei Anna Frackenpohl und bei Milly Klein besorgt.
Gesagt werden muss noch, dass zu diesem Zeitpunkt der Keller bei Fritz Klein ein anderes Gesicht erhalten hatte: Die Kartoffelkiste war entfernt worden, Verpacklamellen für Eier hatte Kurt Finke unter die Decke genagelt, die Wände wurden mit Schilfrohrmatten verkleidet, zwei Marmorplatten von je 0,60 x 2,00 m hatte Fritz Klein zu Tischen umgearbeitet und er hatte auch vom Wirtschaftswunder ausgestoßene Stühle „organisiert“ und rot-weiß lackiert. Der Keller war richtig gemütlich geworden.
Am 6. Dezember 1962 war es so weit. –
Wie schön war es, als die Kinder mit den Müttern Advents- und Nikolauslieder sangen und so auf den heiligen Mann warteten. Es wäre zu umfangreich, all das wiederzugeben, was in diesen 1 ½ Stunden geschah! Eine solche Kinderfreude kann man schlecht beschreiben, - man muss sie erleben! – Auf jeden Fall hatten wir nachher das Gefühl, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.
Leider muss ein Chronist auch die negativen Vorgänge aufzeichnen und dazu ist folgendes zu vermerken:
Die Schönenberger und Schneppsiefener Freunde hatten diese Nikolausfeier mit Missfallen zur Kenntnis genommen – und das mit Recht.
Den Erbländern muss aber als Entschuldigung eingeräumt werden, dass der Keller zu klein war und man an diese Entwicklung noch nicht gedacht hatte.
Auf jeden Fall beschloss man, im nächsten Jahr 2 Nikolausfeiern zu veranstalten, damit alle Kinder bedacht würden.
Am Abend nach der ersten Nikolausfeier trafen sich die Ehepaare aus Erbland im Keller, um ein paar gemütliche Stunden zu verbringen und dabei wurde „Jolanthe“, das Sparschwein von Fritz Klein auf den Tisch gebracht und damit wurde der Grundstock für die Finanzierung der weiteren Nikolausfeiern gelegt. Zu deren Anlass „Jolanthe“ jährlich geschlachtet werden sollte.
Zum Jahresabschluss 1962 kann festgehalten werden, dass dieses Jahr für die weitere Entwicklung der Dorf- und Sportgemeinschaft ein erfolgreiches Jahr war, in dem viele Kontakte geschlossen und manche Hindernisse gemeinsam ausgeräumt wurden.

Am 1. Mai 1963 fand in Ründeroth das erste Fußballspiel des Jahres statt und zum ersten Mal trugen die Spieler Trikots: Erbland rot-weiß, Schönenberg/Schneppsiefen schwarz-weiß.
In dieser Zeit entschlossen wir uns, einen Vorstand zu wählen und so geschah es.
Bei der ersten Versammlung wurde Fritz Klein zum Vorsitzenden gewählt.
Er war voller Pläne und Ideen, die er immer geschickt an uns Jüngere herantrug, wohlwissend, dass diese dann auch in die Tat umgesetzt wurden.
Unterstützung beim Ausbrüten der Ideen erhielt er oft von Arthur Prinz, seinem Sangesbruder, wenn Beide zum wöchentlichen Probeabend des MGV Ösinghausen gingen und nach der Probe, nach guter alter Sitte, oft schwankend den Heimweg antraten.
Ja, - schön war sie, die Anfangszeit unserer Dorf- und Sportgemeinschaft.
Da war im ersten Jahr der Bau des Schulweges für unsere Kinder nach Osberghausen und der Ausbau des überall unter dem Namen bekannten „Zick – Zack – Weges“.
Die Kinder mussten damals jeden Tag an der noch sehr stark befahrenen B 55 vorbei zur Schule nach Osberghausen und wir wissen, dass die B 55 zu dieser Zeit einer Autobahn glich, da diese ja noch nicht im Bau war.
Also hieß es: - fort mit den Kindern von der Hauptstraße und durch den „Büsch“ direkt zur Schule:
Es wurde gerodet, gehackt, planiert, befestigt und abgesichert, dass es eine Freude war – und das alles in der Freizeit. Die einzigen „öffentlichen Mittel“, die zur Verfügung standen war der Schnaps und das Bier – und diese „Muntermacher“ wurden noch vom Fitz Klein gestiftet – und das tat er immer gern und mit viel Freude.
Sie sehen ihn also schon, den roten Faden der Gemeinschaft, der begann, sich abzurollen.
Nach diesem ersten Jahr gab Fritz Klein den Vorsitz in – wie er sagte – jüngere Hände und Friedel Zimmermann wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Die Versammlungen fanden in dieser Zeit, wie eben erwähnt, immer im legendären Keller von Fritz und Milly Klein statt.
Das Feuer der Gemeinschaft brannte jetzt ganz hell und so wurden zahlreiche Aufgaben kräftig angefasst und verwirklicht.
Die Kinder sollten jetzt auch einen Spielplatz erhalten, der allen Ansprüchen gerecht würde. – Aber woher das Geld nehmen?
Die paar Mark Beiträge von den damals 37 Mitgliedern waren ja, gemessen an dem Projekt, nur der immer zitierte „Tropfen auf den heißen Stein“.
Also wurde überlegt und nach Geldquellen gesucht und heraus kam, - das erste Dorffest in der Geschichte der DSG. Was war das für ein Dorffest, 3.000 Besucher wurden gezählt die auch alle zufrieden gestellt wurden.
Woher kam die Kraft, aus dem buchstäblichen „NICHTS“ – so etwas zu veranstalten? Wir bemerken, ihn also wieder, den roten Faden der Gemeinschaft.
Es wurde gearbeitet an allen Ecken – 80 Helferinnen und Helfer waren manchmal bis zur Erschöpfung auf den Beinen.
Alles wurde zusammengezimmert: vom Zelt über Wurstbude, Reibekuchenbude, Schießbude, Wurfbude, bis hin zur Freilufttoilette!
9 Zentner Kartoffeln wurden von unseren Damen im Dorf gesammelt, geschält und zu delikaten Reibekuchen verarbeitet. Über 3.000 Stück Würstchen wurden gebraten und vieles andere.
Wer erinnert sich nicht an das Sonntagsgewitter, als der Festplatz voll Wasser stand und Arthur Prinz und Bernhard Rulofs mit Brechstangen Löcher in den Untergrund bohrten, damit die Pfützen, die man zuvor den Fremden als „Silbersee“ untergejubelt hatte, ablaufen konnten.
Als die Beiden damit fertig waren, gingen sie daran, die mit Wasser gefüllten durchhängenden Zeltplanen wieder zu straffen, indem mit Latten die volle Plane angehoben wurde.
Das Wasser nahm aber nicht den von den Beiden gewünschten Weg, sondern ergoss sich durch den Seitenstoß wie ein Wasserfall über sie und beide standen pitschnass da und die Kapelle intonierte einen Tusch:
Die Kinderbelustigung war bei dem ersten Dorffest und wurde bei allen folgenden ein Höhepunkt am Sonntagnachmittag. Hier kam es uns immer auf den spielerischen Wert an, nicht auf den nach Metern und Sekunden bezogenen Leistungswert. – Alle Kinder sollten mitmachen und es wurde stets darauf geachtet, dass jedes Kind mit Süßigkeiten und Spielzeug bedacht wurde.-
Höhepunkt der Kinderbelustigung war immer das Erscheinen des „Süßen Mannes“ der im Anzug, vollgenäht mit Kamellen, am Ende, als die Kinderschar über ihn hergefallen war, aussah wie eine „gerupfte Weihnachtsgans“ und dabei froh war, wieder atmen zu können.
Auf jeden Fall war das Dorffest ein voller Erfolg und die Dorf- und Sportgemeinschaft war zum ersten Mal liquide, die Finanzierung des Kinderspielplatzes mithin gesichert.
Der in den Kriegsjahren entstandene Brandteich wurde zugeschüttet und einplaniert, abgegrenzt und bepflanzt. Die Turn- und Spielgeräte wie Rutsche, Karussell, Sandkasten, Klettergerüst, Schaukel und Balkenwippe wurden alle in Eigenleistung angefertigt.
Das Ergebnis war der heute nicht mehr fort zudenkende Kinderspielplatz, dessen Name auch die Bushaltestelle trägt.
Am 1. Mai wurde der Spielplatz eingeweiht und hierbei wirkte zum ersten Mal das kleine Blockflötenorchester von 7 Mädchen im Alter von 7 bis 11 Jahren mit, die zusammen das Flötenspiel erlernten und die auch in der nachfolgenden Zeit vor allem die Weihnachtsfeiern musikalisch untermalten.
Auch hier denken wir bitte an den roten Faden -, denn die Kinder und Jugendlichen wurden, ja mussten, wenn alles Bestand haben sollte, früh genug in die Gemeinschaft mit einbezogen werden und nicht nur, wenn Sonntags mittags der Mutti die Fleischsuppe kalt wurde und die Kinder im Ort ausgeschickt wurden, ihre Väter zu holen, die wieder bei einer Flasche Bier beim Kleins Fritz Pläne schmiedeten.
Parallel zum Kinderspielplatz lief aber noch ein für unsere damaligen Verhältnisse atemberaubendes Projekt, nämlich:
der Bau der Silberseehalle,
denn die provisorischen Zeltbauten sollten der Vergangenheit angehören.
Diese Silberseehalle wurde von der Fa. Breidenbach-Stahl –heute Eschmann-Stahl – käuflich erworben, von den Mitgliedern der Dorf- und Sportgemeinschaft dort abgebaut, transportiert und hier neu aufgebaut. Von dem Transport des großen Gebläseofens will ich jetzt lieber schweigen.
Als Hallenboden musste für die erste Zeit ein großer LKW voll Ofenschlacke genügen, die hier verteilt wurde und immer staubte.
Trotz dieser Sparsamkeit, ja ich will sagen „Geizerei“ unseres Vorsitzenden fehlte etwas, um schuldenfrei zu bleiben.- Und loben muss man hier unsere damalige Gemeindeverwaltung Bielstein insbesondere den Bürgermeister Albrecht Kind, denn sie verhalfen uns zu einem Zuschuss von 2.000,-- DM.
Am 27. Mai 1965 fand die erste Veranstaltung in der Halle statt, gemeinsam mit den Sportfreunden aus Wanne-Eickel. Über das vorangegangene Fußballspiel will ich nicht viel berichten, denn es endete 6 : 1 für Wanne-Eickel; Aber das tat der guten Stimmung keinen Abbruch.
Am 3. Advent 1965 fand dann das statt, was danach noch 20 Jahre lang unsere Kinder und Erwachsene erfreute – jeweils ein weihnachtliches Theaterstück – immer aufgeführt von Kindern unserer drei Orte.
In den ersten 2 Jahren wirkten noch keine Jungen mit. Da waren die Akteure jene 7 Mädchen aus der Flötengruppe, die auch die Knabenrollen mitspielten.-
Das erste Theaterstück hatte den Titel: „Ruprecht im Arrest“.
Dann ging es, wie es bei Idealisten immer geht – immer weiter.
Es wurden 40 Tische und 80 Bänke hergestellt, aus Brettern, welche von alten Strommasten geschnitten wurden.
Diese Tische und Bänke tun heute noch ihren Dienst, - wahrscheinlich gute Arbeit, wenn man an die vielfältige Beanspruchung denkt!
Die Halle wurde von innen verkleidet, wie heute noch vorhanden,- nur die Toiletten, der Thekenraum, die Bar und der Bühnenraum waren noch nicht vorhanden.
Als Heizung diente ein großer Doppelkanonenofen. Dieser stand in der Hallenmitte und wurde, nachdem sich der Bernhard Rulofs als Zuschauer beim ersten Theaterstück den Po verbrannt hatte, mit Maschendraht eingezäunt.
Im Februar 1966 hieß es dann zum ersten mal Erbland – Schönenberg – Schneppsiefen „Alaaf“ und der bis heute weitbekannte Karneval am Silbersee nahm seinen Lauf.
Wer erinnert sich nicht als unsere Damen, der Außenhaut unserer Halle angepasst eine Schulstunde im „Blech-Gymnasium“ aufführten und auch in den Jahren darauf mit dem „Blech-Sanatorium“, und der „Blech-Kompanie“ vom Publikum mit Lachsalven bedacht wurden.
Sie denken bitte an den roten Faden.
Durch diese Veranstaltungen war der Verein in der Lage, all das was aufgebaut und geplant war, auch zu bezahlen. Die Erlöse dieser Feste waren immer wieder schnell aufgebraucht und unsere Kassierer rauften sich manchmal die Haare, wenn die Vorsitzenden mit neuen Plänen kamen.
Ich erwähnte schon den wichtigen Stellenwert der Jugend innerhalb einer Gemeinschaft und unserem roten Faden und der Ethik folgend, kommen wir automatisch über die mittlere Generation auch zu unseren älteren Mitbürgern. Auch sie sind und müssen, wenn man eine Gemeinschaft Ernst nehmen will, fest mit in derselben eingebunden sein.
Diese Damen und Herren unserer drei Orte gehören mit dazu wie wir Alle – und einmal im Jahr haben sie noch einen besonderen Tag. Es werden Ausflüge und Kaffeefahrten veranstaltet und zum Tagesabschluss geht’s dann hier mit der Dorfgemeinschaft in die Halle zum geselligen Beisammensein und zu einem flotten Tänzchen.
Stellvertretend für alle älteren Einwohner darf ich heute ein paar Damen nennen:
Da ist zuerst Frau Kaiser, - sie lässt es sich nicht nehmen bei jedem, ja bei jedem Fest anwesend zu sein, und sie bringt damit diese Verbundenheit immer wieder zum Ausdruck – genauso wie beim wöchentlichen Basarkreis unserer Damen, dem sie schon lange zugehört.
Da ist zum anderen Frau Latz, die bei solchen Anlässen immer ein paar Späße in Wort und Verkleidung auf Lager hat.
Und jetzt komme ich zu Frau Hellwig – zur Tante Adele -, wie oft hat sie bei den Festen bei ihrem Ehemann Fritz ausgehalten, wenn dieser zu ganz später oder sagen wir lieber früher Stunde – lieber noch ein Schnäpschen, als den Heimweg haben wollte.
Das ist nichts besonderes werden Einige denken, das tun andere auch, das stimmt, doch dieser kleine Umweg zum folgenden Wesentlichen sei mir erlaubt.
Was ist dieses Wesentliche? – einige wissen es noch -, Tante Adele hat unser Heimatlied vom „Silbersee“ geschrieben und dafür danken wir ihr heute wieder.
Die erste heiße Phase der Bautätigkeiten war beendet, nicht, dass man sich jetzt auf irgendwelchen Lorbeeren ausgeruht hätte, nein, zu werkeln gab es immer was.
Die Wasserleitung wurde vom Hause Bubenzer bis in die Halle verlegt, wo gleich neben dem Eingang eine von der Brauerei Bielstein überlassene Theke stand.
Die ersten Ruhebänke wurden in den drei Orten aufgestellt und der Pachtvertrag für das Grundstück wurde mit Frau Köster abgeschlossen.
Friedel Zimmermann legte sein Amt als Vorsitzender nach 6 Jahren nieder und Hermann Rüberg wurde im Januar 1970 sein Nachfolger.
Das Vereinsleben lief wie gewohnt und wer gedacht hatte, es gäbe jetzt weniger zu tun, sah sich bald getäuscht, denn Hermann Rüberg ließ nichts erlahmen.
So wurden die wahrlich notwenigen Toiletten und der Schankraum an die Halle angebaut, natürlich nachdem bei der Stadtverwaltung Gummersbach, denn wir waren jetzt Gummersbacher, ein Bauantrag eingereicht worden war. Mit dem Neubau der Toiletten war das Thema „Behelfs-Klo“ am Ende.
Dieses Klo war von uns gezimmert worden und bestand aus 6 Einzelteilen, die dann bei Festen zusammen- und nachher wieder abgeschraubt wurden und diese Teile lagerten in der Zwischenzeit in der Scheune von Fritz Klein.
Nun geschah 1967 folgendes:
Willi Helmenstein stand schon mit dem Traktor zum Abtransport des Klo’s bereit. Da keine anderen Leute in der Nähe waren, stieß Friedel Zimmermann in seiner robusten Art dieses Kunstwerk einfach mit einem Fußtritt um:
Ich unterbreche die Geschichte hier, denn mir fiel dazu die Strophe eines Kölner Liedchens ein:
An nem Burehüs’chen stund en Kist
Mer däten ens dran deuen –
Die Kist fiel öm – flog op der Mist –
Wir hurten schreien –
Dat dat ene Klo wor mit eenem drop
Fell uns nit op –
Et dät uns leid, äver wir hatten Freud!
Genau so war es hier auch – dem Friedel traten die Augen fast aus dem Kopf, als bei dem umgeworfenen Klo plötzlich die Tür aufging und der damals noch kleine Heinz-Jürgen Kaiser, blaß und verstört aus dem stillen Örtchen kletterte!-
Zum zweiten Mal bekam die DSG in dieser Zeit einen kleinen Zuschuss, zwar nur indirekt, denn es floss kein Geld, aber immerhin soll es der guten Ordnung halber nicht unerwähnt bleiben.-
Der damalige Gummersbacher Stadtdirektor Menke verzichtete nämlich – natürlich ohne Anerkennung einer Rechtspflicht, auf die Baugenehmigungskosten und das Wasserwerk der Stadt schloss sich freundlicherweise diesem Beispiel an und verzichtete seinerseits auf die Wasseranschlussgebühren. Das war aber auch alles, was der Verein bis heute erhalten hat:
Von der Gemeinde Bielstein 2.000,00 DM
Von der Stadt Gummersbach 700,00 DM
Insgesamt 2.700,00 DM
Und ich meine, darauf kann die Dorf- und Sportgemeinschaft stolz sein.
Die gesamten Aktivitäten des Vereins liefen in gewohnter ja, man kann sagen routinierter Weise ab.
Es wurde noch eine Tischtennisabteilung für unsere Jugend und für die jüngeren Herren gegründet, während sich die schon älteren Herren zu einem Skatclub zusammenfanden.
In der Halle wurden die jetzt noch vorhandenen Gasöfen montiert und so nach und nach die Provisorien abgeschafft.
Im Januar 1972 wählte die Vollversammlung Egon Häring zum 1. Vorsitzenden. Als Egon nachts nach Hause kam und der Gertrud stolz diese Mitteilung machte, ja was meinen Sie – ist Gertrud sofort voll Zorn aus dem Bett raus und hat im Wohnzimmer geschlafen, damit der Egon von ihrer überwältigenden Freude beim Schlafen nicht gestört wurde.
Der rote Faden der Gemeinschaft spult sich immer weiter ab und bei jeglichen Festen und Veranstaltungen hieß es jetzt schon immer: „Wie gehabt“.
Im Laufe der Zeit waren, und das sei hier ohne Schönfärberei erwähnt, auch hin und wieder ein paar dünne Stellen im Faden; aber die Hauptsache war doch immer, dass er hielt und nicht abriss.
Auch bei Egon Häring wurde gebaut und auch hier war es gut und richtig.
Nachdem unsere Theatergruppe jahrelang auf einer Behelfsbühne ihr Können gezeigt, wenn sich der hier an einem gespannten Draht befestigte Vorhang geöffnet hatte, wurde auf Drängen des Regisseurs der Bühnenanbau geplant und gebaut.
Jetzt hatten wir eine Bühne mit einem richtigen Vorhang und den dazugehörenden Kulissen und den kleinen Akteuren bereitete das Theaterspiel jetzt noch viel mehr Freude, abgesehen davon, dass die Musikkapellen jetzt ebenfalls gut untergebracht waren.
Gleichzeitig mit dem Bühnen-Neubau wurden die Bar und der Lagerschuppen angebaut und nach der Fertigstellung hatten Alle das Gefühl, jetzt eine geschlossene ordentliche Sache erstellt zu haben.
Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte waren jetzt angemietete Geräte mit herangezogen worden. War es der 70 Tonnen-Kran zur Verlegung der Dachplatten für Bühne und Bar, oder der gummibereifte Bagger zum Aushub des Wasserleitungsgrabens. Dem Kassierer tat’s leid, - aber wir hatten Freud!
Zu den einzelnen Gruppierungen der DSG gesellte sich als wahre Bereicherung die Damen-Turn- und Gymnastikgruppe und diese Gruppe entwickelte sich zur richtigen Zeit als beste Stütze des Vereins. – Der rote Faden wurde wieder kräftiger und ich werde den Eindruck nicht los, dass die Damen einen Nylonfaden mit eingesponnen haben zur besseren Haltbarkeit.
Im Januar 1978 wurde, nach 6-jähriger Amtszeit von Egon Häring, Dieter Birkenbeul zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Auch er konnte sich, wie seine Vorgänger, auf die treuen Anhänger, also auf Freunde stützten, die in altgewohnter Weise die anfallenden Arbeiten ausführten.
Auch Dieter Birkenbeul wurde, wie seine Vorgänger, vom Baufieber erfasst und so wurde der stark ramponierte Holzfußboden rausgerissen und durch eine Betonplatte mit aufgetragener Hartverschleißschicht ersetzt.
Das Motto hieß jetzt: Die geschaffenen Werte erhalten und pflegen, - jedoch hatte dies einen Haken. –
War man bei den gesamten Neubaumaßnahmen, wie zuvor erwähnt, mit Begeisterung bei der Sache, so stellte man jetzt doch etwa Ermüdung oder auch Unlust gegenüber diesen immer wiederkehrenden Einsätzen fest – und unser roter Faden wurde oft bis zur äußeren Belastung gezogen und gespannt, aber es waren ja auch schon 16 Jahre mit Arbeit und Einsatz vergangen.
Oder lag es am Wandel der Zeit, des Pluralismus, dem Überangebot an Allem, was auf die Menschen zukam? Diese Frage ist in unserem Lande schon oft und von Vielen gestellt worden und man muss sie, bei allem Respekt vor den Leistungen, bejahen.
Hinzukommt, dass wir alle miteinander älter und etwas geruhsamer geworden waren, also war es zum Teil auch ein ganz natürlicher Vorgang. Gegen diese Trägheit wurde der Gemeinschaft „ausgiebige Wanderungen verordnet“.
Glücklicherweise keimt auch immer wieder Neues auf und dies besonders in einer Gemeinschaft, und so ist hier auch Renate Neese zu nennen, die sich zu einem Aktivposten im Hauptbuch des Vereins entwickelte.
Sie hatte die Idee zur Gründung der vorhin schon angedeuteten Basargruppe, mit dem Ziel, die hier gefertigten Gegenstände auf einem Weihnachtsbasar zu verkaufen. Der Erlös sollte, so beschlossen es die Damen, immer einem hilfsbedürftigen Zweck gestiftet werden.
Auch hier zeigte sich wieder, was unsere Damen für „Schätze aus dem Silbersee“ sind. Seit dieser Zeit kommen sie wöchentlich zum Strick-, Bastel- und Nähabend, immer in einem anderen Haus zusammen, um das zu fertigen, was auf dem Basar verkauft wird – und das auch schon jahrelang -.
Das dabei die Gemeinschaft und auch die Geselligkeit gepflegt, unser roter Faden also verstärkt wird, ist ja wohl Jedem klar.
Diese und noch zahlreiche andere Damen haben in der Zeit ihres Schaffens mehrere Zehntausend Deutsche Mark an bedürftige und wohltätige Einrichtungen überwiesen, als da sind:
SOS-Kinderdörfer, Ärzte-Hilfsschiff Cap Anamur, Friedensdorf Oberhausen, Schneller’sche Anstalten in Nümbrecht, Karlheinz Böhm – Menschen für Menschen und im letzten Jahr an die Kinderkrebshilfe.
Ist das nicht Gemeinschaft?
Man merkte plötzlich, wie aus dem „Dahinglimmen“ wieder ein „Feuer“ wurde, was auch um sich griff und unsere Damen wirkten wie Multiplikatoren auf unsere Männer – und sie benutzten dafür nicht einmal eine Methoden, wie sie uns aus dem klassischen Altertum bekannt sind!
Auch unsere Kinder kommen nicht zu kurz; Sommer- und Winterfeste werden veranstaltet und dabei ist immer für Überraschungen, Darbietungen und Bewirtung gesorgt.
Das ließ die Männer auch nicht ruhen, sie wollten jetzt auch etwas tun.
Gesagt, getan, vor 5 Jahren gründeten die Unentwegten eine Gymnastik- und Sportgruppe.
Jeden Mittwoch ist hier in der Halle was los, dann knirschen zuerst bei der Gymnastik die morschen Knochen aber danach – „nein, nicht woran jetzt manche denken“, danach werden die Männer beim Mannschaftsspiel ehrgeizig, dann wird Prellball gespielt.
Ich kann Ihnen sagen, dann ist was los, es wird alles hier drinnen entstaubt, nachdem natürlich vorher die Lampen (übrigens auch Eigenbau) abgenommen wurden.
Man kann hier und heute sagen, dass diese Damen- und Herrengruppen die richtigen Triebfedern unserer Dorfgemeinschaft geworden sind.
Der Informations- und Organisationsweg ist wesentlich kürzer und der Reibungswiderstand ist um ein vielfaches geringer geworden.
Hier ist wieder der Beweis, was Gemeinschaft alles vermag – und unser roter Faden ist wieder ganz stabil – und jetzt auch elastisch, die Damen scheinen neben Nylon auch noch Gummifäden mit eingezogen zu haben.
So war es dann ja auch nur noch eine Frage der Zeit, dass der Ruf erklang, in Abänderung von Grönemeyers Liedtitel „Kinder an die Macht“ –
„Damen an die Macht“!
Hatten sie bisher als graue Eminenzen (nicht Emanzen, bitte!) etwas, aber wie schon geschildert sehr wirkungsvoll im Hintergrund ge- und die Männer bearbeitet, so waren sie ab 1985 nicht mehr aufzuhalten und am 26. Januar 1985 wurde Inge Jacobi als 1. Vorsitzende gewählt und als solche auch in diesem Jahr bestätigt.
Wieder keimte es – und in das vorhandene Vereins-Mosaik, oder zu den Schätzen des Silbersee’s kamen neue Teilchen hinzu.
So wurde unsere DSG über die obligatorische Silbersee-Karnevals-Veranstaltung hinaus vom „Bazillus Carnevalis“ aus Ründeroth infiziert, mit der Therapie, dass seit 2 Jahren eine Gruppe mit einem selbstgebauten Motivwagen im Karnevalszug von Ründeroth mitgeht und mitfährt.
In den 25 Jahren unseres Vereins wurde immer Wert auf gute Harmonie mit den Nachbarvereinen, sei es aus Ösinghausen, Osberghausen, Buschhausen, Hunstig und Oberbantenberg, sowie mit der Freiwilligen Feuerwehr aus Brunohl gelegt.
Als äußeres Zeichen dieser Verbundenheit flackert schon seit einigen Jahren am Ostersamstag ein Osterfeuer von dem Platz vor der Halle bis ins Aggertal. –
Dann gesellen sich zur Dorf –und Sportgemeinschaft noch die Freiwillige Feuerwehr Brunohl und der MGV Ösinghausen und gemeinsam wird gefeiert.
Diese 3 Gruppen wechseln sich auch in Reihenfolge ab, diesen Abend zu gestalten und um die anderen zu bewirten.
Ich wünsche diesem DSG, und ich bitte alle darum, dass dieser rote Faden nicht aufgerollt wird, sondern dass wir Alle diesen Faden zu einem Netz knüpfen mit vielen festen Knoten. Dann kann auch ruhig mal ein Stück schwach werden, ja sogar reißen, das Netzgefüge wird jedoch dauerhaft halten als Gemeinschaft in Frieden und Freiheit.
Und packen wir alle unsere Schätze vom Silbersee, - an erster und hüten es zum Nutzen dieser Menschen und zum Wohle der Dorf- und Sportgemeinschaft, und unserer Heimat.
Dann finden auch wir von der Dorf- und Sportgemeinschaft weiterhin Platz bei den tausenden von Vereinen und Gruppierungen in unserem Lande, ohne die es manchmal sehr traurig wäre in dieser Zeit, denn diese Vereine und Gruppierungen, mögen sie auch oft belächelt werden, sind und bleiben wichtige gesellschaftliche Säulen unseres Staates.
(ENDE des Textes aus der Festschrift aus Anlass des 25jährigen Bestehens 1962 – 1987 DSGE)
TV-Sendung vom 27.11.2003 im WDR-Lokalzeit